18.02.2020
Landesverteidigung im Internetzeitalter
Digitalisierung ist das zentrale Thema unserer Zeit. Sie bietet in unseren demokratischen, freiheitlichen Gesellschaften enorme Möglichkeiten für Staat, Wirtschaft und Wissenschaft. Sie schafft aber zugleich auch ungeheure Chancen für potentielle Gegner und damit Risiken für unsere Gesellschaft. Daher hat der Schutz gegen Gefahren aus dem Cyber- und Informationsraum eine wichtige strategische Bedeutung und muss unter gesamtstaatlichen Aspekten betrachtet werden.
Wie diese Aufgabe in Deutschland gelöst wird, stellte am 18.02.2020 Generalleutnant Ludwig Leinhos, Inspekteur Cyber- und Informationsraum der Bundeswehr, bei seinem Vortrag auf Einladung von Bürgerimpulse in der Volksbank Ulm-Biberach vor. Der Vortrag kann hier in einer Videoaufzeichnung von Mathias Eigl (ULM ME) angeschaut werden. Ein weiterer Bericht über den Abend findet sich in der Neu-Ulmer Zeitung.
Die möglichen Gefahren aus dem Cyber- und Informationsraum sind vielfältig. Mit einem Hacking nicht ausreichend gesicherter Accounts und einem Verlust von Geld oder persönlichen Daten muss jeder Einzelne rechnen. Bei der Wirtschaft stehen durch Industriespionage Marktpositionen und letztlich Arbeitsplätze auf dem Spiel. Die systematische Verbreitung von Falschinformationen kann die politische Meinung in einem Land beeinflussen und sogar Wahlen entscheiden. Digitale Angriffe auf Infrastrukturen wie Strom-, Kommunikations- und Transportnetze könnten ein Land ähnlich lahmlegen und ruinieren wie ein klassischer militärischer Angriff.
Nicht nur deshalb ist es naheliegend, dass zu den verschiedenen an der nationalen Cyberabwehr beteiligten Akteuren die Bundeswehr gehört. Auch das Militär selbst muss sich schützen: moderne vernetzte Kampfsysteme sind gegen Hacking abzusichern, Kommunikations- und Nachschubwege könnten gestört werden und sogar Sprengfallen in Einsatzgebieten zünden Gegner schon per Smartphone. Diese Aufgaben zu lösen erfordert modernes Denken, was auch zu einer zeitgemäßen Personalpolitik mit Quereinsteigern und Fachkarrieren, sowie einer Zusammenarbeit der Bundeswehr unter anderem mit Start-Ups geführt hat.
Die zahlreichen Fragen der etwa 120 Zuhörer des Vortrags bewiesen großes Interesse, aber zeigten auch Diskussionspunkte auf. Kann moderne Infrastruktur- und Militärtechnik zuverlässig gegen digitale Angriffe abgesichert werden, vor allem wenn diese oft nur aus dem Ausland importiert werden kann? Wie verhindert die Bundeswehr, dass sie bei ihren Cyberaktivitäten innerhalb Deutschlands tätig wird – was sie laut Grundgesetz nicht darf? Und wo beginnen Verteidigungsfall und durch den Bundestag zu genehmigender Auslandseinsatz, wenn es sich nicht um klassische Kampfhandungen handelt, sondern um Auseinandersetzungen übers Netz? Um diesen Herausforderungen erfolgreich zu begegnen, sind die Gründung des Organisationsbereichs Cyber- und Informationsraum (CIR) der Bundeswehr sowie dessen Vernetzung mit den anderen relevanten Akteuren im Nationalen Cyberabwehrzentrum ein wichtiger Anfang.
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